29/10/21

STADTTHEATER

ABO

Anna Karenina

für die Bühne dramatisiert von Armin Petras nach dem gleichnamigen Roman von Leo Tolstoj 

Dauer 2:20 Stunden inklusive Pause
Regie Mona Kraushaar Bühne & Kostüme Katrin Kersten
Dramaturgie Doris Happl
Mit Kristina Lotta Kahlert, Ingo Biermann, Thomas Fritz Jung, Tülin Pektas, Pauline Werner, Ioachim-Wilhelm Zarculea, Sven Dolinski | Julian Mantaj

Aufgrund einer Erkrankung im Ensemble übernimmt unser Ensemblemitglied Julian Mantaj am 30.11.2021 und 01.12.2021 die Rolle „Wronski, Rittmeister und Graf“.

„Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich“, schreibt Leo Tolstoj. Anna scheint glücklich in ihrer Ehe mit dem aufstrebenden Politiker Karenin. Doch dann begegnet sie dem jungen Wronski, es trifft beide wie ein alles versengender Brand. Anna kann sich nicht mit einer heimlichen Affäre begnügen. Sie gibt Wronski ihr ganzes Leben, verzichtet dafür sogar auf ihren Sohn. Von der Gesellschaft wird sie als unmoralisch gebrandmarkt und geächtet, denn der wahre Skandal ist, dass sie den Konventionen offen trotzt.
Auch die Figuren im Umfeld Annas stehen in komplizierten Beziehungen: Annas Bruder Stefan, der sich in der Rolle des Lebemanns gefällt und seine gutmütige Frau betrügt. Deren Schwester Kitty, die hoffnungslos in Wronski verliebt ist und ihren schüchternen Anbeter Lewin in eine tiefe Sinnkrise stürzt, und natürlich Karenin, Annas karrierebewusster Mann, der seine Reputation über alles stellt. 
Tolstojs Roman beschreibt auf über 1000 Seiten die Zerrissenheit der großartig gezeichneten Charaktere, die in einen unauflöslichen Konflikt zwischen persönlichem Glücksstreben und der sozialen Verantwortung verstrickt sind. Armin Petras versucht gar nicht, dieses Gesellschaftspanorama der Belle Époque einzufangen. Er hat daraus ein Theaterstück destilliert, in dem es um die zeitlose Sehnsucht nach der großen, alles aus- und erfüllenden Liebe geht.

Aufführungen / Termine

Pressestimmen

Ioachim-Willhelm Zarcuela macht dabei eine glänzende Figur als unsicherer, aber liebenswerter Lewin – so glänzend offenbar, dass er beim Schlussapplaus Blumen aus dem Publikum zugeworfen bekommt. Pauline Werners kaltschnäuzige, zickige und spätpubertäre Kitty ist das passende Gegenstück zum zaghaften Lewin. Werner gelingt es in ihrem Spiel, eine gewisse süffisante Spannung zwischen dem gesellschaftlichen Korsett ihrer Figur und dem gegenwärtigen Ideal einer selbstbestimmten jungen Frau aufzubauen.
… Thomas Fritz Jung und Tülin Pektas liefern eine überzeugende Darstellung des unsteten Haudraufs und seiner, ihrer vergänglichen Schönheit schmerzhaft bewusst gewordenen, Ehefrau. Die mangelnde Zuneigung (Dascha: „Manchmal möchte ich ihn umbringen!“) spielen sie auf Distanz und ohne viel Worte. Dabei zeigt die Inszenierung eine kleine Stärke: Ineinandergreifende und teils parallel gespielte Szenen mit Dascha und Stefan – ohne Interaktion der Eheleute – zeigen zwei unterschiedliche Lebenseinstellungen in scharfem Kontrast.
… Ingo Biermann beweist, dass er auch im Kopfstand noch schauspielern kann, inklusive Gestik. Chapeau! Kristina Lotta Kahlert gibt die Anna leidenschaftlich, einnehmend und so, dass man als Zuschauende nicht so recht weiß, ob man sich jetzt für ihr Glück freuen oder sie für ihre Rücksichtslosigkeit verachten soll.
… Die starken, beeindruckenden Szenen des Stücks sind die, in denen die Regie vom Gas geht und einzelnen Charakteren Raum zur Entfaltung einräumt.

Franziska Spanner, Seemoz, 2.11.2021
 

Weil Liebe sich jeder Betriebsanleitung entzieht, bedarf es Menschen statt Figuren, um von ihr zu erzählen. In Konstanz bekommen wir diese Menschen zu sehen.
Ioachim-Willhelm Zarculea gibt mit liebenswert nervöser Unsicherheit einen von Torschlusspanik getriebenen Junggesellen, der sich wie ein Ertrinkender an seine Angebetete klammert. Pauline Werner verleiht der naiven Schwärmerin Kitty mit großen Augen und zickigem Gehabe auf wunderbare Weise Witz und Ironie. Schön auch Ingo Biermann als gehörnter Ehemann, der einfach nicht versteht, was genau seiner untreuen Frau an ihm fehlt…
…Sven Dolinski zeigt einen Wronski, der erst nach Sinn und Tiefe dürstet, sich dann aber umso leichter von der sich einstellenden Routine nerven lässt. Und Kristina Lotta Kahlert legt in Annas rasend unbegründeter Eifersucht auf den geliebten ein Kernproblem dieser Figur frei…

Johannes Bruggaier, Südkurier, 2.11.2021
 

Zutiefst menschlich ist es, unfreiwillig komisch und zugleich himmeltraurig: auch in der Inszenierung von Mona Kraushaar…
…In den hinteren Bereich hat Ausstatterin Katrin Kersten eine steile Wendeltreppe auf die Drehbühne gepflanzt, als wolle sie die waghalsigen Traumtänzer noch mehr als ohnehin schon aus dem Gleichgewicht bringen…
Das grosse Gesellschaftspanorama der russischen Belle Epoque blitzt noch im einen oder anderen Satz auf. Doch hauptsächlich widmet sich Armin Petras‘ 2008 uraufgeführte Bühnenfassung der Sehnsucht nach Glück und nach grosser Liebe.
…Kristina Lotta Kahlert in der Titelrolle hingegen liefert sich in jedem Moment mit Haut und Haar aus, in Leichtsinn und Lebenslust wie im Wahn, in Morphium- und Eifersucht. Sie muss gerädert sein nach einem solchen Abend, aber auch glücklich, berauscht von der Gefährlichkeit des unbedingten Seins.

Bettina Kugler, St. Galler Tagblatt, 1.11.2021

Theater Konstanz
Theater Konstanz
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