23/09/23
STADTTHEATER
ABO
Die Ärztin
von Robert Icke sehr frei nach „Professor Bernhardi“ von Arthur Schnitzler
Dauer 3:10 Stunden, inklusive Pause
Regie Franziska Autzen Bühne Ute Radler Kostüme Benjamin Burgunder
Musik Chris Lüers Dramaturgie Meike Sasse
Mit Anna Eger, Katrin Huke, Luise Harder, Ramses Alfa, Ingo Biermann, Ulrich Hoppe, Julian Mantaj, Leonard Meschter, Patrick O. Beck, Jana Alexia Rödiger
Eine minderjährige Patientin liegt nach einem heimlich durchgeführten Abtreibungsversuch im Sterben. Da ihre Akte keinen Hinweis auf ihre Religion enthält und ihre Eltern nicht erreichbar sind, verweigert Dr. Ruth Wolff dem katholischen Priester den Zutritt zu dem jungen Mädchen. Sie stirbt alleine, ohne religiösen Beistand.
Dieser Vorfall weitet sich zu einem Skandal aus, zunächst intern. Als dieser durch die Sozialen Medien die Öffentlichkeit erreicht, steht nicht nur die berufliche Zukunft der jüdischen Ärztin Ruth auf dem Spiel, sondern auch der Ruf der renommierten Alzheimer-Klinik, deren Leiterin sie ist. Ihre rigorose Haltung gegen den katholischen Priester löst antisemitische und frauenfeindliche Reaktionen aus. Zugleich ist der Priester ein Schwarzer Mann, der sich von der Ärztin diskriminiert fühlt. Ruth sieht sich einer Öffentlichkeit ausgesetzt, die die komplexen Zusammenhänge von medizinischer Ethik, ökonomischem Druck, Identitäts- und sozialen Fragen zu einem toxischen Diskurs werden lässt. Der mediale Shitstorm ist laut und unversöhnlich, doch Ruth spielt das Spiel der politischen Korrektheit und die Rituale der Reue nicht mit. In einer Talkshow unternimmt sie einen letzten Versuch, ihr Gesicht zu wahren und ihren Ruf zu rehabilitieren. Doch sie verkennt die Brisanz und Heftigkeit der Debatten, in die sie sich verstrickt.
Der britische Dramatiker Robert Icke verwandelt Schnitzlers „Professor Bernhardi“ in einen Moralthriller von heute. „‚Die Ärztin‘ ist wie eine Operation am offenen Herzen unserer Gegenwart, die immer komplizierter wird, je tiefer man schneidet.“ (The Times)