03/10/20

SPIEGELHALLE

JTK 13+

Nibelungenleader

von Kristo Šagor / Auftragswerk des Theater Konstanz

Dauer ca.1:45 Stunden, keine Pause
Regie Kristo Šagor Bühne & Kostüme Christl Wein-Engel Musikalische Leitung Felix Rösch Dramaturgie Meike Sasse
Mit Bineta Hansen, Thomas Fritz Jung, Johanna Link, Julian Mantaj, Jonas Pätzold, Ioachim-Willhelm Zarculea

Siegfried ist für viele der Inbegriff eines Helden: Er besiegt einen Drachen, badet in dessen Blut und ist dadurch unverwundbar. Er erbeutet den sagenhaften Schatz der Nibelungen und beschließt, Kriemhild zu heiraten. Die aber hat einen Bruder, Gunther, dem Siegfried zunächst einmal helfen muss, die als unbesiegbar geltende Brunhild für den entscheidungsschwachen König von Burgund zu gewinnen ... Siegfried, Kriemhild, Gunther und Brunhild sind vier der sechs Figuren, die in diesem europäischen Menschheitsmythos um die Perspektiven dieser Geschichte wettstreiten, die von Liebe und Eifersucht, von Verrat, Rache und Mord erzählt. Wer ist Held*in, wer Opfer, wer Täter*in? Mit welchen Machtstrukturen und welchen Frauen- und Männerbildern haben wir es zu tun? Und: Was ist eigentlich ein Drache?

Nibelungenleader on demand

Eine Streaming-Vorstellung der Inszenierung können Schulen und Institutionen auf der Website theater-stream.de buchen, für jeden Termin Ihrer Wahl. Der Preis pro Schüler*in beträgt 5 Euro. Wenn Sie wollen, können Sie kostenlos eine digitale Vor- oder Nachbereitung hinzubuchen.Theater-stream.de ist eine Initiative des Arbeitskreises Kinder- & Jugendtheater Baden-Württemberg und richtet sich an Schulklassen, um auch in Zeiten der Pandemie Theater erlebbar zu machen. Gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.

Pressestimmen

Šagor verhebt sich nicht am ungeheuerlichen Sagenstoff – vielleicht auch deshalb, weil er auf kausale Neuinterpretationen verzichtet. Er interessiert sich vor allem dafür, wie etwas spielbar bleibt. Mit einfachsten Requisiten werden fabelhafte Situationen angedeutet, entstehen Drachen, lässt sich Unsichtbarkeit imaginieren.
…Bineta Hansen als Kriemhild und Johanna Link in der Rolle der Brunhild wirken nicht nur gedanklich weiter, als ihre Rollen es zulassen. Ihr dominantes und herausragendes Spiel sorgt auf der Bühne für Gleichberechtigung.

Bodo Blitz, Theater der Zeit, November 2020

Kristo Šagor braucht für diese sagenhaft menschliche und grausame Geschichte weder Schwert noch Theaterblut, keinen Drachen, keine Kronen oder Heldenattribute. Nur starke und in ihren Sätzen überaus präsente Darsteller, die mal in die Figuren hineingehen, dann wieder einen Schritt neben sich machen.

Bettina Kugler, St.Galler Tagblatt, 6.10.2020

Das auf sechs wichtige Personen reduzierte Personal erzählt, reflektiert und spielt. Mit sehr sinnlichem, körperbetontem Spiel zeigen sie, dass echte Literatur immer wesentliche Fragen anspricht.
Gelungen ist die Balance von Witz, Poesie und Nachdenklichkeit. Eine Inszenierung, die viele Altersschichten anspricht, ein gelungenes Familienstück, ein prächtiger Einstand für Kristo Šagor als Leiter des Jungen Theaters, Autor und Regisseur in Personalunion.
 
Helmut Voith, Schwäbische Zeitung, 12.10.2020

„Nibelungenleader“ klopft es auf seine Wertigkeit für heutige Menschen ab. Kristo Šagor, Autor und Regisseur des Auftragswerks für das Theater Konstanz, findet mit seinem Ensemble etliche Anknüpfungspunkte, noch einmal neu über das Ganze nachzudenken.
…Die Inszenierung ist jugendaffin, hat Witz und Dynamik und impft diesen mythenschweren Stoff mit Leichtigkeit.
… Kristo Šagor hat sich dreifach bestens eingeführt: als neuer Leiter des Jungen Theaters Konstanz, als Autor des Stücks für Menschen 13 plus und vor allem als Regisseur, der das Potential eines großartigen Ensembles auszuschöpfen weiß.

Maria Schorpp, Südkurier, 6.10.2020

Diese Inszenierung fordert von ihrem Publikum in jeder Sekunde Aufmerksamkeit, gedankliche Mitarbeit. Da sind sechs Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Bühne, die zwar miteinander interagieren, aber im Gestus eines gemeinsamen Erzählens.
…Die Welt der Nibelungen ist von heute aus betrachtet eine Macho-Welt. Braucht es heute Mut, einen Macho darzustellen? Das Gehabe von Ioachim-Willhelm Zarculea als Gunther wird nur noch übertrumpft von Thomas Fritz Jung als Etzel. Beide, röhrend jovial, schaffen eine freundliche Aura um sich, die ganz schnell in todbringende Handlungen umschlagen können. Selten so gut hat man in Konstanz Jonas Pätzold als Hagen gesehen, eine Figur, die sich aus allem herauszuhalten scheint und doch im entscheidenden Moment zupackt. In seiner Darstellung wird deutlich, Siegfried muss einfach sterben, weil er in Kriemhild verliebt ist. Das gibt der Rolle eine gewisse Verbissenheit, die Pätzold ausspielt. Julian Mantaj spielt hingegen den naiven Wonnebrocken Siegfried, nicht ungebrochen, aber doch schicksalsergeben. Bineta Hansen zeigt Kriemhild ganz gegen das Rollenklischee: Da agiert keine Verhärmte, sondern eine durchaus Lebensfrohe mit hoher Selbstbeherrschung, eine emanzipierte Frau, die weiß, wie kleine Tricks eine von Männern regierte Gesellschaft ins Wanken bringen. Johanna Link als Brünhild ist umwerfend, sie ist einfach nur da, aber wie! Zeigt keine Spuren von ihrem Opferdasein, führt einfach ihre Würde als Frau vor.
… weil der Sprechrhythmus so ausgefeilt ist, dass selbst dort, wo sich in die Sprache des Mythos der Slang eines Jugendspeaks mischt, die musikalischen Strukturen des Textes durchscheinen. Ein gelungener Abend zu Beginn der neuen Intendanz von Karin Becker in Konstanz – es ist die dritte gelungene Premiere in Folge.
Manfred Jahnke, Die deutsche Bühne Online, 4.10.2020

Theater Konstanz
Foto: Bjørn Jansen
Theater Konstanz
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Theater Konstanz
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