24/03/2023

STADTTHEATER

ABO

Wer hat Angst vor Virginia Woolf?

von Edward Albee

Dauer ca. 2:10 Stunden, eine Pause
Regie Kristo Šagor Bühne & Kostüme Christl Wein-Engel Musik Robert Pilgram
Dramaturgie Doris Happl
Mit Jana Alexia Rödiger, Patrick O. Beck, Sarah Siri Lee König, Julian Mantaj

„Wir feiern doch ein Fest?“, fragt George seine Ehefrau Martha, als der Abend schon völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Viel Alkohol und dann noch späte Gäste. Es beginnt ein gnadenloser Kampf, ein Duell mit kleinen Triumphen und großen Niederlagen. Doch was auf den ersten Blick wie ein klassischer Ehekrieg erscheint, erweist sich als etwas komplizierter. Zwar gibt es allerlei Wortgefechte, Beleidigungen, Tiefschläge – die ganze Bandbreite bürgerlichen Ehelebens –, doch scheint die faszinierende Kunst der beiden Gastgebenden gerade darin zu bestehen, Entwurf und Geschichte ihrer komplexen Beziehung ständig zu überarbeiten.
Vier grandios verzweifelte, erbärmliche, absurde Held*innen in einer herrlich verkorksten Nacht, in der die eigentlichen Feinde möglicherweise die Langeweile einer spießigen Provinz und die Angst vor dem Sterben sind.

Termine & Tickets

März
Mittwoch, 22.03.2023 | 19:00 | Preview
Freitag, 24.03.2023  | 20:00 | Tickets | PREMIERE 
Sonntag, 26.03.2023 | 18:00 | Tickets
Dienstag, 28.03.2023 | 20:00 | Tickets
Donnerstag, 30.03.2023 | 20:00 | Tickets
Freitag, 31.03.2023 | 19:30 | Tickets

April
Samstag, 01.04.2023 | 20:00 | Tickets
Mittwoch, 05.04.2023 | 15:00 | Tickets
Samstag, 08.04.2023 | 20:00 | Tickets
Montag, 10.04.2023 | 20:00 | Tickets
Mittwoch, 12.04.2023 | 20:00 | Tickets
Freitag, 14.04.2023 | 19:30 | Tickets
Samstag, 15.04.2023 | 20:00 | Tickets | 19:30 Einführung
Mittwoch, 26.04.2023 | 20:00 | Tickets | 19:30 Einführung | Zum letzten Mal

Pressestimmen

Durch die dichte Inszenierung von Šagor und durch den klaren Raum von Ausstatterin Christl Wein-Engel reicht der Abend weit über Realismus hinaus und erhält eine Allgemeingültigkeit.
Patrick O. Beck ist ein feinnerviger George, der unter Strom steht und in rasender Geschwindigkeit mit Geistesblitzen, Finten und Bosheiten um sich wirft. Doch darunter brodelt eine Leere, die nur Martha zu füllen imstande ist. Jana Alexia Rödiger spielt Martha mit Wucht und Vulgarität, doch die sind nur Fassade, um den Schmerz über das verlorene Kind zu verdecken – bis am Schluss pure Zerstörung bleibt. Die „Süsse“ von Sarah Lee König ist naiv strahlende Lebensfreude, vieles versteht sie nicht, doch intuitiv haut auch sie Spitzen raus und offenbart ihren Schmerz. Ihre Figur wandelt sich in dieser Nacht eindrücklich von unschuldiger Naivität zu gereifter Selbstbehauptung. Julian Mantajs Jungprofessor Nick ist beflissener Karrierist, er geht den bösartigen Spielen von George und Martha auf den Leim, bis er den Spiess umdreht. Šagor und seine vier Protagonisten zeigen grosses Schauspielertheater.

Julia Nehmiz, St.Galler Tagblatt Online, 25.3.2023
 
 
…besticht durch eine starke Konzentration auf den scharfsinnigen, pointierten Text und ein Ensemble «on fire».
Jana Alexia Rödiger gibt die Diva, nicht die Dame: schrill, aggressiv, stoisch. Patrick O. Beck als George und Julian Mantaj als Nick sind kostümtechnisch die grauen Mäuse im Stück, doch auch hier trügt der Eindruck. Die Herren teilen ordentlich aus und scheuen auch vor Handgreiflichkeiten nicht zurück. Sarah Siri Lee König spielt dagegen die defensive Naivität der Süssen voll aus («Wissen Sie, was da drin läuft? «Ich will nichts wissen.»). Sie tanzt genussvoll kreativ zu Vangelis‘ Conquest of Paradise und setzt mit Sprachpausen und einem verzerrenden Tonfall ironische Akzente.
… Die Weite des Bühnenraums wird gänzlich ausgenutzt. Spannung und Anziehung sind räumlich messbare Grössen. Das Bühnenbild reflektiert die ständig wechselnden Machtpositionen, Meinungen und Sympathien. Raum und Perspektive ändern sich durch immer wieder neues Drehen und Verschieben des Kubus. Wir können gleichzeitig in mehrere Räume blicken, in denen sich Unterschiedliches zuträgt, sodass dem Publikum auch die kleinen Kämpfe nicht erspart bleiben.
… Šagor legt den Finger in die Wunde einer Gesellschaft voller Fassaden.

Franziska Spanner, Saiten Online, 25.3.2023
 
 
Kristo Sagor lässt sie in seinem grandiosen Bühnenbild mit einem ausgeprägten Sinn für Schauspielerführung leuchten. Timing, Bewegung, Rhythmus: Hier stimmt alles, aus jedem Schimpfwort wird eine Waffe, jede Spitze sticht. Und weil der Witz in seiner Abgründigkeit schon ganz von allein aus jedem Wort und jedem Zeichen zündet, braucht es keinen Alkohol, kein Lallen und schwankende Gestalten. Getrunken wird zwar (wie von Albee vorgesehen), weil aber auch die Gläser nur aus Luft sind, beschränkt sich dieser Akt auf eine pantomimische Geste. Zu diesem vollauf geglückten Regiezugriff gehört eine schauspielerische Leistung, wie man sie am Theater Konstanz seit Jahren nicht erlebt hat. Wie Jana Alexia Rödiger in dieser von Klischeefallen umzingelten Rolle mit einer Grundspannung von Wut, Lust und ja auch Liebe eine Punktlandung hinlegt, ist schier atemberaubend. … Patrick O. Beck hält mit aller Wucht der seiner Rolle eingeschriebenen zynischen Vernunft dagegen. Da bringt jedes Wort die Luft zum Glühen. Großartig auch Sarah Sir Lee König als sich bewusst mädchenhaft gebärdende, um Aufmerksamkeit heischende Professorenfrau. Werden diese Rollen überragend gespielt, droht dem vierten Charakter der Untergang. Doch Julian Mantaj macht aus der Not eine Tugend, legt den jungen Professor bewusst zurückhaltend, bieder an, mit einer Spur von Akademiker-Nerd.
„Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ zählt zu den meistgespielten Stücken der Moderne, dabei ist die Wahrscheinlichkeit einer Enttäuschung hoch: Vieles daran hat eben nicht die Zeit überdauert, man muss die gefährlichen Klippen erkennen und zu umschiffen verstehen. Wenn es aber gelingt, kommt dabei großartiges Theater heraus. Wie jetzt in Konstanz.

Johannes Bruggaier, Südkurier Online 25.3.2023, Südkurier Print 27.3.2023

Theater Konstanz
Foto: Ilja Mess
Theater Konstanz
Foto: Ilja Mess
Theater Konstanz
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Theater Konstanz
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Theater Konstanz
Foto: Ilja Mess
Theater Konstanz
Foto: Ilja Mess
Theater Konstanz
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Theater Konstanz
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